Auch in Rottenburg wurden jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger während des Nationalsozialismus verschleppt. Seit 2014 erinnern Stolpersteine vor ihren ehemaligen Wohnhäusern an die Deportierten.

Andreas Kroll war der Initiator für die Verlegung der Stolpersteine. Für ihn war es wichtig, dass direkt vor den Häusern der Deportierten ein Bezug zum Schicksal der ehemaligen Mitbürgerinnen und Mitbürger hergestellt wird. Andreas Koll sagte bei der Verlegung zu seiner Motivation: "Es sind Erinnerungen an zehn Schicksale, welche Rottenburger Bürgern widerfahren sind, weil sie jüdischen Glaubens waren. Menschen werden auch heute noch ausgegrenzt und bewertet, zum Beispiel nach Ethnie, Behinderung‹, politischer Einstellung, sexueller Orientierung und Religion." Bei der Verlegung der Stolpersteine im Juni 2014 konnte er einen Brief der 83-jährigen Lilian Barber vorlesen, an die einer der Stolpersteine erinnert. Unter ihrem Mädchennamen Bauer lebte sie in der Mechthildstraße und floh 1939 mit ihren Eltern nach England, später in die USA. „Ich bedauere, heute nicht zur Stolperstein-Zeremonie kommen zu können“ schrieb Lilian Barber. "Die Stolpersteine sind ein wichtiger Schritt, dass man sich an uns erinnert und dass die jüdischen Familien in Rottenburg nicht vergessen werden.“

Die Stolpersteine sind eine Idee des Künstlers Gunter Demnig. Sie sollen an Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus deportiert wurden und meist dem Holocaust zum Opfer fielen. Die Steine, die auf der Oberseite kleine Metallplatten mit den Namen der Opfer tragen, verlegt Demnig vor deren einstigen Wohnungen im Straßen- oder Gehwegpflaster. Das Projekt hat sich mit über 60.000 Steinen (Stand November 2016) in rund 1100 deutschen Städten und Orten in 20 Staaten zum weltweit größten dezentralen Mahnmal entwickelt.

In Rottenburg wurden insgesamt zehn Stolpersteine wurden verlegt:

In der Mechthildstraße 32 (vor der Sporthalle des Eugen-Bolz-Gymnasiums) für Albert Horkheimer (*1873) und Rosa Horkheimer geb. Levi (*1879), beide wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert und im selben Jahr in Treblinka ermordet. Das Unternehmer-Ehepaar Horkheimer gehörte einst zur angesehenen Rottenburger Gesellschaft und war für sein soziales Engagement bekannt.

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Gertrude Bauer geb. Horkheimer (*1902), Siegfried Bauer (*1902) und ihre Tochter Lilian Bauer (*1931) konnten über England  in die USA emigrieren.

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In der Eberhardstraße 33 für Ferdinand und Jenny Horkheimer. Das Ehepaar wurde 1942 deportiert und in Theresienstadt ermordet.

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In der Königstraße 13 für Albertine Dierberger (1944 nach Theresienstadt deportiert, überlebte)

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In der Königstraße 73 für Rosa Berlizheimer und Sofie Berlizheimer (*1898), Mutter und Tochter. (Abbildung siehe ganz oben)
Rosa Berlizheimer wurde zwangsweise in ein jüdisches Altenheim nach Eschenau gebracht. Das Altenheim in Eschenau bei Heilbronn existierte von Dezember 1941 bis zur Räumung und dem Abtransport der restlichen Jüdinnen und Juden am 19. August 1942 zum Sammellager auf dem Stuttgarter Killesberg. Dort mussten sie drei Tage später den Zug ins KZ Theresienstadt besteigen. Sofie Berlizheimer wurde in Riga umgebracht.

 

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